
Ja! Mit Gottes Segen.
Kirchlich Heiraten in Münster
Der schönste Tag im Leben. Dazu gehört für viele auch die romantische Trauzeremonie vor dem Kirchen-Altar. Wie festgelegt ist so eine Zeremonie eigentlich? Können sich Paare auch mit eigenen Wünschen und Ideen einbringen? Und müssen beide Traupartner christlich orientiert sein, um in einer Kirche heiraten zu dürfen? Diese und weitere wichtige Fragen haben wir Holger Erdmann, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Münster, und Ulrich Messing, den katholischen Stadtdechanten von Münster, gestellt.
Herr Erdmann, Herr Hagemann, die Trauzeremonie in einer christlichen Kirche kennt bestimmte Rituale, vom Einzug der Brautleute bis zum Ja-Wort vorm Altar. Inwieweit haben Brautpaare selbst die Möglichkeit, an der Gestaltung der Trauzeremonie mitzuwirken?
Holger Erdmann: „Der Gottesdienst zur Trauung bietet für Paare viele Möglichkeiten, sich mit ihren eigenen Vorstellungen einzubringen. Das reicht von der Lied- und Musikauswahl über die Wahl der Lesungstexte bis hin zur Formulierung des Trauversprechens. Auch Gäste können einen Beitrag zur Feier leisten. In seiner Gesamtkomposition kann der Gottdienst also schon sehr deutlich die eigene, ganz persönliche Handschrift tragen.“
Ulrich Messing: „Diese genannten Gestaltungsmöglichkeiten können eine ganz individuelle Form sein, die eigene Liebe unter Gottes Segen zu stellen. Bei den Hochzeiten, die ich in den vergangenen Jahren begleiten durfte, wurde sehr oft deutlich, dass die Brautleute immer dann eine kirchliche Hochzeit wünschten und gestalteten, wenn Sie ein bestimmtes Gefühl in eine Form gießen wollten: Nämlich, dass Liebe mehr ist als etwas von Menschen Geschaffenes.“
Mit welchen konkreten Wünschen verbinden die Paare, die zu Ihnen kommen, eine kirchliche Trauung?
Holger Erdmann: „Natürlich geht es darum, dass der Gottesdienst unverwechselbar, individuell und professionell gestaltet sein soll. Aber hinter diesem Wunsch steckt auch die Hoffnung, dass etwas von dem Schönen, Gutgeplanten, möglichst Perfekten in den Alltag hinüberreichen kann. Die Trauung soll so etwas wie ein Statement sein, das deutlich macht, wer die Brautleute sind und wie sie miteinander unterwegs sein wollen. Der Traugottesdienst ist damit auch eine Gelegenheit, die eigene Familie zu ehren, sich zu Freundschaften zu bekennen und sich einer guten Basis für die Zukunft zu vergewissern.“
Ulrich Messing: „Ich merke immer wieder, dass es den Paaren wichtig ist, dass sie in der Liturgie, also in den Texten, die gesprochen werden, vorkommen. Die Rahmung der Trauung wird über den Einzug in die Kirche und manch andere Symbole und Zeichen oft recht traditionell gewünscht. Darüber hinaus soll dann aber etwas ganz Persönliches die Feier durchziehen. Oft sind wir Menschen gar nicht in der Lage in Worte und Zeichen zu fassen, was denn eine Beziehung zu Gott – manchmal auch die Beziehung zu etwas Göttlichem – mit unserer ganz persönlichen Beziehung zum Gegenüber zu tun hat. Mir macht es da gerade viel Freude, wenn die beiden Brautleute sich mit mir hier auf ,eine Suche‘ einlassen.“
Im Standesamt wird die Eheschließung sachlich und gesetzlich abgewickelt. Was gibt die kirchliche Trauung dem aus ihrer Sicht hinzu?
Ulrich Messing: „Ich verstehe hier den Segen als das Gute Wort Gottes. Gott sagt Braut und Bräutigam zu, dass sie so, wie sie sind, gut sind. Und dass sie geliebt werden.“
Holger Erdmann: „Die kirchliche Trauung offenbart eine Tiefendimension. Sie ist nicht ein Rechtsakt mit einem Vertrag, sondern hier beschließen zwei Menschen, ihren Lebensweg dauerhaft gemeinsam zu gestalten. Die kirchliche Trauung erinnert daran, dass das jeweilige Gegenüber ein Geschenk Gottes ist. Zudem wird im Bekenntnis der Liebe im Angesicht Gottes deutlich, dass die Paare spüren und öffentlich zeigen, dass ihre Beziehung in etwas Größeres eingebunden ist, welches unser Begreifen übersteigt und das wir nur dankbar annehmen können.“
Können auch nicht christlich orientierte Paare in einer Kirche den Bund fürs Lebens schließen?
Holger Erdmann: „Für eine evangelische Trauung ist die Mitgliedschaft mindestens einer Person in der evangelischen Kirche notwendig. Ich vertraue voll und ganz auf die Wirkung des Heiligen Geistes und hoffe, dass auch die, die mit Kirche so gar nichts anfangen können, rausgehen und begeistert konstatieren: ,Das war aber wirklich schön!‘ Aus der Gottesdienstgemeinde habe ich solche Sätze in der Tat schon aufgeschnappt.“
Ulrich Messing: „Auch bei der katholischen Trauung braucht es eine Person, die dieser Konfession angehört. Für den Fall, dass die andere Person nicht an Gott glaubt, gibt es einen speziellen Gottesdienstablauf. Ich freue mich immer, wenn Menschen sich trauen möchten und das auch in einer Kirche zelebrieren wollen. Da muss halt nur geschaut werden, was vor Ort bei der Gottesdienstgestaltung möglich ist. Und dann versuche ich auch gerne, weitere Herzen für das Wirken des Heiligen Geistes zu öffnen.“
Was würden sie Paaren mit auf den Weg geben, die unsicher sind, ob sie sich auch kirchlich trauen lassen sollen?
Jörg Hagemann: „Keine, auch keine kirchliche, institutionelle Form kann das Glück und die Dauerhaftigkeit einer Beziehung garantieren. Das ist wahrlich keine Neuigkeit für moderne Paare. Eine kirchliche Trauung kann aber vielleicht verdeutlichen, dass da noch einer mitgeht, dass wir in Höhen und Tiefen nicht allein sind.“
Holger Erdmann: „,Wir können die Liebe nicht machen, sondern sie entzündet sich an dem, was Gott für uns gemacht hat.‘ Dieser Satz eines mir lieben Kollegen zeigt, dass Liebe Tag für Tag neue Nahrung braucht. Eine kirchliche Trauung kann dabei helfen, sich daran zu erinnern, dass Gott die Kraftquelle dieser Liebe ist. Im Gottesdienst und im Gebet kann man sich mit Liebe beschenken lassen und so mit neuer Kraft das Gegenüber lieben. Die eigene Liebesbeziehung in die große Liebesgeschichte Gottes einzubetten, kann vor Überforderung schützen. Wer sich in schlechten Zeiten daran erinnert, dass der Partner bzw. die Partnerin ein Geschenk Gottes für ihn oder sie ist, dessen bzw. deren Blick wird sich verändern.“